Stehende Ovationen für Lebensleistung
31.01.2006
Weltstar Ivan Rebroff gemeinsam mit Trio »Sabawa«
zu
Gast in der Hausacher Mauritiuskirche
Mit stehenden Ovationen feierten die Fans am Samstag in der
gut besetzten Stadtkirche den Weltstar Ivan Rebroff, der
musikalisch selten aus dem Schatten des glänzenden sibirischen
Folklore-Ensembles »Sabawa« heraustrat.
Von: Claudia Ramsteiner
Hausach. Das Bajan (ein chromatisches Knopfakkordeon) atmet
tief ein, melancholische Klänge wehen durch das Kirchenschiff
und steigern sich gemeinsam mit der Domra (aus der Familie
der Balaleikas) und der Bass-Balaleika zu einem temperamentvollen
musikalischen Ritt durch russische Steppen.
Dann kommt er: Hans-Rolf Rippert, der als Ivan Rebroff seit
45 Jahren in über 7000 Konzerten seine Fans fasziniert.
An einem silberbeknauften Stock betritt der gebrechlich wirkende
Weltstar den Altarraum, hält sich an seinem geschnitzten
Thron fest und beginnt sein Konzert mit einem gesungenen
Gebet aus der Liturgie der russisch-orthodoxen Kirche.
Große Rebroff-Hits
Er leidet noch an den Folgen einer Bandscheibenoperation,
muss sich zum Singen immer wieder setzen. Das angekündigte
Konzertprogramm ist deutlich abgespeckt, Ivan Rebroff plaudert
charmant durch den Abend und beschränkt sich gesanglich
vorwiegend auf die Musik, deretwegen seine gut 300 Fans vermutlich
gekommen sind: die großen Rebroff-Hits von »Ich
bete an die Macht der Liebe« über das »Lied
der Abendglocken« und »Laras Lied« aus
Dr. Schiwago bis zu »Kalinka« und dem Zarewitsch-Hit »Es
steht ein Soldat am Wolgastrand«. Auch etliche unbekanntere
Lieder aus der Welt der russischen Folklore und Schuberts »Ave
Maria« sind dabei.
Immer wieder kommt auch der »alte Ivan« durch,
wenngleich die große Zeit des Sängers unverkennbar
vorbei ist. Die viereinhalb Oktaven, die ihm einst den Eintrag
ins Guinessbuch der Rekorde eingebracht haben, sind passé,
und gerade in den hohen Lagen kommen die Töne nicht
mehr immer ganz sicher.
Dass Ivan Rebroff seiner Begleitgruppe »Sabawa« mehr
Raum gibt, tut dem Konzert keinerlei Abbruch. Die drei sibirischen
Musikprofis tragen dazu bei, dass auch die weniger bedingungslosen
Rebroff-Fans mit dem stolzen Eintrittspreis von 25 Euro versöhnt
werden. Sie entführen ihre Zuhörer in das Reich
der Melodien voller Romantik und Temperament und begeistern
das Publikum durch hohe Musikalität und virtuoses Spiel.
Der Bassist an der überdimensionalen Balaleika macht
mit seiner heftigen Gestik auch optisch einiges her.
Erhoffte Zugabe
Das Publikum feiert Ivan Rebroff am Ende des Konzerts mit
stehenden Ovationen und drückt damit wohl auch die Anerkennung
vor der Lebensleistung des Weltstars aus, der am 31. Juli
75 Jahre alt wird und aus diesem Anlass bis Dezember noch
50 Konzerte bewältigen will.
Für Weihnachten 2026 habe er die Hausacher Kirche erneut
gebucht, kokettiert Rebroff mit seinem Alter. Natürlich
gibt’s ganz zum Schluss die erhoffte Zugabe: »Wenn
ich einmal reich wär«, das Lied des Milchmanns
Tevje aus dem Musical »Anatevka«, mit dem Ivan
Rebroff 1968 den Durchbruch seiner internationalen Karriere
geschafft hat.
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